• Im Oktober 2019 hat die Stadtverordnetenversammlung den Masterplan Mobilität 2030 für die Kreisstadt Limburg verabschiedet, und zwar mit dem Szenario „Verkehrswende“.
  • Der Masterplan Mobilität 2030 enthält die Leitlinien der zukünftigen Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung in der Stadt und darauf basierend ein Handlungskonzept mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen, die in den kommenden 10 bis 15 Jahren realisiert werden sollen.
  • Die Erarbeitung des Masterplans wurde von verschiedenen Gremien sowie einem intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit begleitet.
  • Der Masterplan sieht mit höchster Priorität als eine Maßnahme im Bereich Kfz-Verkehr „umfangreiche Verbesserungen im Parkraummanagement“ vor. Konkret wird gefordert:
  • Verlagerung von parkenden Fahrzeugen aus dem öffentlichen Raum in die Parkbauten (Ziel: Flächengewinne für andere Maßnahmen und eine höhere Verkehrssicherheit)
  • Verbesserung der Wegeführung bzw. eine veränderte Anfahrt zu vorhandenen Parkbauten (Ziel: Entlastung sensibler Bereiche)
  • Schaffung von Parkraum in anderen Lagen mit geringeren verkehrlichen Folgewirkungen
  • Auch der Green-City-Plan aus dem Jahr 2018 sieht die Aufstellung eines Parkraummanagementkonzeptes vor. Der Green-City-Plan wurde wegen der erhöhten Luftschadstoffwerte aufgestellt – unter anderem mit dem Ziel, ein Dieselfahrverbot in der Innenstadt zu vermeiden.
  1. Parken macht Verkehr:Der Parksuchverkehr macht laut ADAC 30 bis 40 Prozent des innerstädtischen Gesamtverkehrs aus.
  2. Parken dauert: Die Suche nach einem Parkplatz kostet Autofahrer:innen jedes Mal 6 bis 10 Minuten (Quellen: Inrix, ADAC). Laut einer Studie des Marktforschers Inrix summiert sich dieser Parksuchverkehr auf 41 Stunden vergeudete Lebenszeit pro Autofahrer:in und Jahr.
  3. Parken kostet: 16 Euro pro Jahr zahlt jede:r Autohalter:in in Deutschland durchschnittlich für Knöllchen. Um Strafzettel zu vermeiden, reservieren sie den Stellplatz daher gerne mal länger als nötig. Dieser Sicherheitspuffer summiert sich auf knapp 100 Euro im Jahr (*). Und bis Fahrer einen regulären Parkplatz gefunden haben, sind ebenfalls schon Kosten aufgelaufen: Der Parkplatzsuchverkehr verursacht laut Inrix eine jährliche Mehrbelastung pro Kopf von fast 900 Euro (für Zeit, Benzin und Abgase). Hochgerechnet auf alle in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge wären das mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr.
  4. Parkunfälle: 40 Prozent aller Autounfälle entstehen beim Parken oder Rangieren. Dadurch entsteht jedes Mal im Schnitt ein Vollkaskoschaden von 2.100 Euro.
  5. Risiko für Kinder: Große parkende Autos am Straßenrand verdecken die Sicht auf querende Fußgänger. Pkw aller Klassen werden immer größer, wodurch zum Beispiel Kinder ungesehen zwischen den parkenden Autos auftauchen und die Unfallgefahr steigt.

    Foto: Stefan Wieland/Deutsche Umwelthilfe
  • Gesellschaftliche Wertung: Parkplätze bekommen mehr Raum als Kinder. Grünflächen und Spielplätze sind wichtig zur Erholung, doch in Berlin gibt es 10 Mal so viel Fläche für Parkmöglichkeiten wie für Spielplätze.
  • Auto- und Fahrradstellplatzbedarf: Wo ein Auto steht, finden bis zu zehn Fahrräder Platz.
    Grafik: Agora Verkehrswende
  • Parkraumbewirtschaftung spart Zeit: In der Innenstadt von Wien wurde die durchschnittliche Zeit der Parkplatzsuche auf ein Drittel reduziert. Zu den Maßnahmen zählten neben Parkraumbewirtschaftung auch die Förderung von Fuß- und Radverkehr sowie ein 365-Euro-Jahresticket für den ÖPNV.
    Grafik: Agora Verkehrswende
  • Parken besitzt Sonderstellung: Straßenraum wird von der öffentlichen Hand zu unterschiedlichen Preisen angeboten, die nicht den Wert für das Gemeinwohl berücksichtigen. Ein Bewohnerparkausweis kostet beispielsweise in den meisten deutschen Städten 30 Euro pro Jahr (8 Cent pro Tag). Andere Nutzungen sind deutlich teurer. So kostet ein Stand von der Größe eines Parkplatzes auf dem Wochenmarkt 18 Euro pro Tag und eine vergleichbare Freischankfläche vor einer Gaststätte 1,50 Euro (beides Zahlen aus München).
    Grafik: Agora Verkehrswende

Für die Umwandlung von Parkraum in Lebensraum gibt es viele gute Beispiele, in großen Städten und kleineren Ortschaften. Drei Beispiele:

Paris

Paris will fast drei Viertel aller Parkplätze am Straßenrand abschaffen, um Platz für Fußgänger:innen und Radfahrende, aber auch für Außengastronomie, Aufenthaltsflächen und anderes schaffen.

Abbildung: Celine Orsinghery

Kassel

In der nordhessischen Großstadt wurde der stark vom Autoverkehr belastete Straßenzug Goethe-Germaniastraße zu einer Promenade umgebaut. Dadurch entstand eine ganz neue Aufenthaltsqualität im Quartier. Anlieger wurden während des Projektes intensiv einbezogen. Als „Beispiel gebend für die vielerorts anstehende städtebauliche Reparatur autogerechter Hauptverkehrsstraßen“ erhielt Kassel für den Umbau den Deutschen Städtebaupreis.

Genehmigung fehlt noch

Wien

In Wien wurden im Sommer 2020 (Juni bis September) 18 »Coole Straßen« für den Autoverkehr zumindest teilweise gesperrt und dort Sitz- und Spielgelegenheiten sowie Trinkbrunnen eingerichtet. Vier dieser 18 Straßen werden 2021 dauerhaft umgewandelt, in »Coole Straßen Plus«. Die Pelzgasse zum Beispiel ist jetzt ein verkehrsberuhigter Bereich, u.a. mit neuen Bäumen, konsumfreien Sitzgelegenheiten und einem Spieltisch.

Abbildung: ZoomVP/Mobilitätsagentur Wien

Göfis/Vorarlberg

Die Gemeinde mit 3000 Einwohner:innen im österreichischen Vorarlberg hat im Ortszentrum zunächst eine Bücherei und ein Café angesiedelt. Anschließend wurde der angrenzende Parkplatz in einen so belebten wie beliebten neuen Dorfmittelpunkt verwandelt. Die anfängliche Kritik war schnell vergessen, als das Projekt umgesetzt war.

Foto: Rudi Malin/Gemeinde Göfis

Das vollständige Dokument “Masterplan Mobilität 2030” für die Kreisstadt Limburg a. d. Lahn können Sie sich als PDF hier herunterladen.
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